„Fordert das, was euch zusteht!“ rief Marta, brasilianische Nationalspielerin, in die Kameras zu
den Mädchen während der Frauen-Weltmeisterschaft im vergangenen Sommer in Frankreich.
Mit ihrem Tor gegen Italien im dritten Spiel Brasiliens bei der Frauen-WM wurde Marta die
beste Torschützin aller Weltmeisterschaften der Fußballgeschichte, also Männer- und Frauen-
WM. Die Füße, die den Ball ins Netz schossen, trugen unbeschriftete Fußballschuhe. Anstelle
des Logos zwei Streifen mit rosa und blauem Farbverlauf, Symbol der „Go Equal“ – eine
Kampagne, die sich für die Gleichstellung der Geschlechter im Sport engagiert. Diese
Kampagne, die die Spielerin ins Leben gerufen hat, ist das Ergebnis einer harten Realität:
Marta, sechsfach zur besten Fußballspielerin der Welt gewählt, spielte die WM ohne Sport-
Sponsor. Bis Juli 2018 trug die brasilianische Torschützenkönigin Puma-Fußballschuhe. Doch
als der Vertrag auslief, bot Puma der Weltfußballerin einen neuen Vertrag mit einer weit unter
der für Männer üblichen Werbegehälter liegenden Vergütung an. Marta war konsequent. “Es
lag weit unter dem, was wir im Männerfußball sehen, und deshalb haben wir beschlossen, für
unsere Rechte zu kämpfen”, sagte Marta. Die Frauen-WM 2019 war einzigartig. Die
Einschaltquoten waren neuer Rekord für den Frauenfußball!
Es ist wichtig, dass Gleichbehandlung in allen gesellschaftlichen Bereichen (vor-)gelebt wird.
Fußball kann dazu einen wesentlichen Beitrag leisten! Auch in den freizeitlichen
Sportaktivitäten der GIZ-Kolleg*innen zeichnet sich ein klarer Aufwärtstrend ab: mehr und
mehr Frauen halten Einzug in die Fußball-Betriebssportgruppe der GIZ (BSG). Nach dem
Motto „Attitude meets Action“ waren die Jahre 2018 und 2019 in Bezug auf die Förderung
und Forderung von Gender Mainstreaming innerhalb der BSG die bislang „actionreichsten“.
Im Folgenden möchten wir die taktische Anwendung von Gender Mainstreaming im GIZFußball
vorstellen. Eine Nische in der GIZ, die zunehmend von unseren Kolleginnen
besetzt wird, die den Zweikampf auf dem Platz suchen.
Die alten Taktik-Füchse
Um die Bedeutung des Fußballs für die GIZ im Allgemeinen zu erleben, muss man nicht um
den halben Globus reisen. Bereits 1974 gründeten Winfried Schwab und Friedel Marx in
Eschborn die Betriebssportgruppe (BSGTZ) Fußball, der heutigen BSGIZ. Nach zahlreichen
gemeinsamen Aktivitäten wie Reisen und Turnieren wurde auf der Jahreshauptversammlung
der BSG 2015 in enger Abstimmung mit Vertreter*innen aus Bonn und Berlin die weitere
Integration der drei großen Standorte der GIZ in Deutschland beschlossen und sind seither
Teil der Betriebssportgruppe. Fußball ist spätestens seither nicht mehr wegzudenkender Teil
der Unternehmenskultur der GIZ. Viele Jahre lang war der Sport auch in der GIZ eher Männern
vorbehalten. Frauen hielten sich meist fern vom Platz.
Neuerdings aber leistet die BSGIZ Ihren Teil zur Förderung der Gleichberechtigung ganz
unmittelbar auf und neben dem Platz! Beispielsweise geben die Turnierregeln des von der GIZ
ins Leben gerufenen “International Cooperation Cup (ICC)”, der jährlich mit über 16
internationalen Teilnehmerorganisationen durchgeführten Fußballturniers der internationalen
Zusammenarbeit in Bonn vor, dass in jeder Mannschaft immer ein weibliches Teammitglied
auf dem Platz stehen muss. An allen Fußballstandorten der GIZ in Deutschland spielen
regelmäßig Frauen aktiv mit – die Einbindung weiblicher fußballerischer Fähigkeiten ist ein
Wert in sich geworden und bereichert die Aktivitäten auf und neben dem Platz in jeglicher
Hinsicht. Um diese Grundüberzeugung zu institutionalisieren, wurde im Sommer 2019 der
Vorstand der Betriebssportgruppe erstmalig in seiner Geschichte paritätisch besetzt. Seither
lenken die Geschicke der Fußballgruppe jeweils eine Frau und ein Mann an den Standorten
Bonn und Eschborn – ein weiterer Meilenstein in der Umsetzung der Genderstrategie, die für
die Fußballer zur gelebten Realität geworden ist.
Unsere Fußball-Matrix
2019 war für die Gleichberechtigung in der BSG Fußball ein Rekordjahr. In Eschborn
nahmen über das Jahr verteilt an die acht Frauen regelmäßig am Fußball teil. Das ist ein
radikaler Aufwuchs, spielten in den Vorjahren maximal 1-2 Frauen mit. Dies mag
unterschiedlichste Gründe haben. Was für die meisten Kickerinnen jedoch klar heraussticht,
ist der ihnen regelmäßig auf dem Platz vermittelte Eindruck des Willkommenseins und der
Wertschätzung. Daneben konstatiert die große Mehrheit der männlichen Kicker einen
positiven Einfluss auf das Spielklima insgesamt. In der Vergangenheit auf dem Platz
vorgekommene negative Äußerungen, die sich auf geschlechtsspezifische Unterschiede
bezogen, werden nicht toleriert und von anderen Kicker*innen verurteilt. Im Übrigen gilt das
Nichttolerieren für jegliche Art unangemessener Äußerungen (bezogen auf Alter, Geschlecht,
Herkunft, Religion, ethnische Zugehörigkeit, Sexualität), welche die Diversity der BSG
gefährden könnten. Neben der diversen und offenen Spielkultur des BSG findet ein weiterer
wichtiger Beitrag zur Mitgliederbindung und Integration aller neben dem Platz statt.
Des Weiteren haben wir eine Reihe kleinerer, für die Förderung größerer
Gleichberechtigung, wichtiger Schritte unternommen. In unserer schriftlichen und mündlichen
Kommunikation achten wir stets auf eine genderneutrale Sprache und bei der Einwerbung
von Neumitgliedern fordern wir Frauen aktiv zur Teilnahme am gemischten Kicken des BSG
auf. In Bezug auf unsere beiden wichtigsten Betriebssporthighlights – dem oben bereits
beschriebenen Turnier ICC und diversen Freundschaftsspielen – gab es dieses Jahr weitere
positive Entwicklungen, die zu höherer Gendersensibilität- und Kompetenz beim BSG
beitragen. Beim ICC wurde dieses Jahr beispielsweise nicht nur der beste
Torschützengeehrt – erstmalig überreichte unsere kompetente Turnierleiterin auch der
besten Torschützin einen Pokal. Daneben weisen wir bei der Organisation von
Freundschaftsspielen deutlich auf das gemischte Fußballspielen hin. Ein positiver Effekt ließ
sich beim Austausch mit dem DFB beobachten: zuvor gab es eine Trennung in weibliche und
männliche Betriebssportgruppen, des deutschen Fußballverbands wobei die weibliche
aufgrund mangelnder Spielerinnen gänzlich inaktiv war. Durch unsere Ermunterung zum
gemischten Spielen öffnete sich nun das vormals männliche Team, sodass mittlerweile eine
weibliche Spielerin in den Mitgliederpool aufgenommen wurde. Im Frühjahr steigt dann das
erste gemischte Freundschaftsspiel zwischen der BSGIZ Eschborn und dem DFB.
Boah ist das langsam!
Frauenfußball wird immer noch oft über den Männerfußball definiert, statt ihm einfach seine
eigene Identität zu lassen. Diese Vergleiche beinhalten implizite oder sogar explizite
Disqualifikationshandlungen, wie z.B. das klassische „Frauenfußball ist so langsam“. Bei uns
spielt die Geschwindigkeit überhaupt keine Rolle – wir alle sind sehr langsam.
Für das nächste Jahr wollen wir aktiv werben für eine noch größere Frauen-Beteiligung… und
wollen mit einer kleineren aber nicht unwichtigeren Sache anfangen: wohin mit dem Kasten
Bier nach dem Training? Im Sommer ist das unproblematisch, im Winter werden künftig wohl
gemeinsame Aufenthaltsräume gebraucht…und beim wohlverdienten Bier dann weitere Ziele
und Maßnahmen für die weitere Beteiligung von Menschen jeglichen Geschlechts und
jeglicher Herkunft, ethnischer, kultureller oder religiöser Zugehörigkeit und sexueller
Orientierung auszuhecken.
Vor allem wird es uns darum gehen, im Jahr 2020 die Vorstandssprecherin der GIZ, Frau Tanja
Gönner, selbst ausgewiesener Fußballfan und Anhängerin der deutschen Männer-
Nationalmannschaft, als Schirmherrin für die Betriebssportgruppe Fußball zu gewinnen!
Die Mannschaften Bonn und Eschborn der Betriebssportgruppe Fußball der GIZ beim ICC
2019 auf dem Bonner Unisportgelände am Venushügel