“Gerade für Frauen ist es wichtig, Räume und Möglichkeiten zur Inspiration, zum Austausch und zur Kooperation zu schaffen”, sagt Dr. Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energien e.V. in Deutschland in einem Interview, “denn auch in der Energiebranche sind Frauen unterdurchschnittlich vertreten, erst recht in Spitzenpositionen.” Knapp die Hälfte aller Beschäftigten mit akademischem Abschluss in Deutschland sind weiblich. Doch trotz gleichem Berufsabschluss sind Frauen in Aufsichts- und Führungspositionen unterrepräsentiert. Ihr Anteil hier beträgt lediglich 32 bzw. 25 Prozent. Unter den Meistern und Technikern sind Frauen mit gerade mal 13 bzw. 15 Prozent vertreten.
Dazu kommt eine Differenz im Verdienst zu ungusten der Frauen. Statistisch verdienen im Jahr 2017 Männer in Aufsichts- bzw. Führungspositionen in Deutschland im Durchschnitt ca. 28 Prozent mehr als Frauen. Das ist auch in Chile nicht anders. Laut einer aktuellen Studie, die das chilenische Energieministeriums dieses Jahr veröffentlichte, beträgt der Frauenanteil unter den Direktoren/ Hauptgeschäftsführern der Energiefirmen nur 10 Prozent. Bei den Abteilungsleiter*Innen immerhin 18%. Dagegen liegt der Frauenanteil im administrativen Bereich bei 57%. Die Differenz im Verdienst zwischen Frauen und Männern im Energiebereich berechnet die Studie des Ministeriums durchschnittlich auf 24%. Genauer hingeschaut ergibt sich eine Differenz in der Geschäftsführerebene von 38% ebenso wie im frauendominierten administrativen Bereich mit 40%.
Energiethemen – das wird auch in Chile meist als Männerdomäne wahrgenommen.
Außerdem stehen Frauen in beiden Ländern deutlich häufiger als Männer vor der Herausforderung, neben der Arbeitsuche allein für die Erziehung eines oder mehrerer Kinder verantwortlich zu sein. Nur ein Viertel der chilenischen Energiefirmen ermöglicht eine flexible Arbeitszeitgestaltung. Besonders im Bereich der erneuerbare Energien gibt es interessante Entwicklungschancen für Frauen. Die GIZ in Chile, vertreten durch das Energieprogramm, welches vom Bundesumweltministerium im Rahmen der internationalen Klimainitiative gefördert wird, unterstützt das
chilenische Energieministeriums bei der Umsetzung eines zwölfteiligen Pilotprojekts zur Förderung der Frauen(beteiligung) im Energiesektor, was beispielhaft für ganz Lateinamerika ist. 40 private und öffentliche Akteure unterzeichneten am 29. Juli 2019 eine gemeinsame Erklärung, an diesem Aktionsplan teilzunehmen.
Das Energieprogramm der GIZ in Chile unterstützte in diesem Rahmen die Organisation der ersten Messe zur Beschäftigungsförderung von Frauen im Energiebereich, welche im September 2019 in der Universität Católica in Santiago stattfand. In einem Panel stellten wir die Situation der Frauen in der GIZ Chile vor und das Energieprogramm ist auch selber mit einem Stand vertreten.Am 05.November 2019 wurde der GIZ Chile-Gender-Aktionsplan feierlich dem Energieministerium übergeben, in dem konkreten Aktivitäten zu den einzelnen Aktionslinien geplant sind, deren Umsetzung bis 2022 erwartet wird. Diese beinhalten Verpflichtungen auf Organisationsebene, Förderung der technischen Kenntnisse und Fertigkeiten, die Auflösung bestehender Diskriminierungen, genderkonforme Prozesse der Untervertragnahme, Arbeitszeiten und Kommunikationsstrategien zur Sensibilisierung für mehr Frauen in technischen Berufen.
Andere chilenische Ministerien sollen das Pilotmodell übernehmen und so einen Multiplikationseffekt auslösen. Erstes Interesse meldete auch bereits auch das Energieministerium aus Kolumbien.