SONDERAUSSCHREIBUNG 2021 DIASPORA FOR GENDER EQUALITY

Weltweit ist Geschlechterungleichheit nach wie vor ein gravierendes Problem: In vielen Lebensbereichen sind Frauen noch immer Opfer von Gewalt und geschlechter-spezifischen Diskriminierung und zudem unterrepräsentiert in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Akteure der Diaspora, also Menschen mit Migrationsgeschichte, die sich der Entwicklung ihrer Herkunftskontexte verbunden fühlen, können hier zur Lösung beitragen. Wir haben diese Engagierten durch unsere Projektförderung im Rahmen einer Sonderausschreibung „Diaspora for Gender Equality“ unterstützt.

FÖRDERUNG DES ENTWICKLUNGS-POLITISCHEN ENGAGEMENTS
VON DIASPORA-ORGANISATIONEN
Ziel des vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) beauftragten Programm Migration & Diaspora (PMD) ist es unter anderem, das Engagement von Diaspora-Akteuren in den 22 Partnerländern des Programms in Wert zu setzen. Im Handlungsfeld Diaspora-Organisationen führen wir regelmäßig Ausschreibungen zur Förderung von entwicklungsrelevanten Projekten von in Deutschland ansässigen Diaspora-Organisationen durch. Dabei unterstützen wir von der Antragsstellung, über die Projektplanung bis hin zur konkreten Projektumsetzung vor Ort. Seit 2011 haben wir über 200 Diaspora-Organisationen in ihrer Projektdurchführung gefördert und sie so unterstützen können, die die Lebenssituationen der Menschen in unseren Partnerländern nachhaltig zu verbessern.

POTENZIALE VON DIASPORA-ORGANISATIONEN

DIASPORA-ORGANISATIONEN UND GENDER
Alle 200 bisher von uns geförderten Projekte folgen den Leave-no-one-behind (LNOB) und Do-no-harm Prinzipien, 70 haben die Gleichberechtigung der Geschlechter als Haupt- oder Nebenziel. Diaspora-Organisationen sind mit ihrem Engagement nicht nur auf nationaler, sondern auch UN-Ebene stark eingebunden und mit ihrer länderspezifischen Expertise zentrale Akteur*innen für die Gleichberechtigung der Geschlechter. Um dieses Potenzial zu unterstützen, haben wir über unsere regulären Angebote hinaus, 2021 eine Sonderausschreibung für Diaspora-Projekte mit dem Hauptziel Gleichberechtigung der Geschlechter durchgeführt. Es werden dabei sechs zielgerichtete Projekte von Diaspora-Organisationen mit jeweils 22.000 EUR, Beratung, Capacity Building im Rahmen von Fortbildungen sowie Unterstützung durch unsere PMD-Kolleg*innen vor Ort für die Dauer von sechs Monaten gefördert.

6 LÄNDER, 6 PROJEKTE FÜR GENDER EQUALITY                 Das ländliche Pankisi Tal ist ein Randgebiet Georgiens mit 7439 Einwohner*innen, welche größtenteils
zur ethnischen Minderheit der Kasten gehören. Ihr Lebensstil ist durch die strenge traditionell-religiöse
Regeln geprägt und wirkt sich insbesondere negativ auf die Stellung der Frauen aus. Im Rahmen des geförderten Projekts wird eine Töpferwerkstatt der Partner-Organisation mit Fachkenntnis aus der Diaspora in Deutschland zu einem Trainingszentrum für Frauen ausgebaut. Durch die Ausbildung in der Töpferei sowie zu Entrepreneurship wird die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit der betroffenen Frauen gestärkt. Die Herstellung und der Verkauf von Keramik verbessert ihre sozioökonomischen Stellung und trägt so zu einer stärkeren Partizipation im öffentlichen Leben der Region bei.


Die Landwirtschaft im Distrikt Nkwanta North in Ghana wird vor allem von Frauen getragen, die als
Kleinbäuerinnen und Händlerinnen tätig sind, dabei meist jedoch nur ein geringes Einkommen erwirtschaften. Die Einnahmenkontrolle hingegen liegt zumeist bei den Männern. Das Ziel des geförderten Projekts ist es, Frauen zu befähigen, ihr Geschäft mit Hilfe von digitalen Technologien weiterzuentwickeln und ihre Erlöse zu erhöhen, die sie dann eigenständig verwalten. Durch diese gesteigerte wirtschaftliche Partizipation und Visibilität wird es der Zielgruppe langfristig ermöglicht, die Entwicklung in ihren Gemeinden aktiv und gleichberechtigt mitzugestalten.


In Indien verdienen Frauen im Durchschnitt nur ein Fünftel dessen, was Männer erwerben und dies oftmals in prekärer Arbeit. Um dieser Chancenungleichheit entgegenzuwirken, setzt das geförderte Projekt auf den Wissenstransfer zu sozialer Innovation und nachhaltigem Unternehmertum. Mit der ‘Hilfe zur Selbsthilfe’ durch Expert*innen aus dem Bereichen Social Entrepreneurship und Gender, die sich aus der Diaspora rekrutieren, wird auf Coaching und wirtschaftliches Empowerment von Frauen gebaut. Ziel ist, sie in ihren ökonomischen Entscheidungen zu stärken, beginnend mit ihrem eigenen Haushalt, dem Verständnis von (Arbeits-)Marktmechanismen und dem Weg aus informeller Arbeit.


Die Bevölkerung des kolumbianischen Pazifiks ist mehrheitlich wirtschaftlicher Ungleichheit ausgesetzt.
Insbesondere ehemalige FARC-Kämpferinnen sind derzeit mehrfach marginalisiert und haben keinen
Zugang zu politischer Partizipation, Ausbildungsmöglichkeiten oder hochwertigen Arbeitsplätzen. Das geförderte Projekt hat zum Ziel, durch Weiterbildung im Frauen Empowerment und Projektmanagement, die Fähigkeiten der Frauen als Vermittlerinnen und Multiplikatorinnen der Gemeinschaft zu stärken. Es werden so Perspektiven für die Frauen geschaffen, deren Leben bisher von der Kämpferausbildung geprägt sind.


Müllsammlerinnen im Distrikt Comas in Lima sind durch ihren Beruf und ihr Geschlecht mehrfacher
Diskriminierung ausgesetzt, was sich in prekären Lebensbedingungen niederschlägt: sie arbeiten unter
ungerechten finanziellen Bedingungen, während sie gleichzeitig Hausarbeit und Care-Work erledigen.
Machtpositionen in den Verbänden des Verwertungssektors sind ausschließlich durch Männer besetzt,
wodurch die Frauen keine Entscheidungsmacht über ihre Arbeit haben. Um die Lebensumstände der Müllsammlerinnen nachhaltig zu verbessern, baut das geförderte Projekt ein Netzwerk von Müllsammlerinnen auf und schult diese zu Themen wie Selbstwirksamkeit und Entrepreneurship. Zudem wird als Mittel der Netzwerkbildung, Selbstwirksamkeit und Visibilität das Netzwerk einen Gemeinschaftsgarten inmitten der Stadt anlegen und pflegen.


Geschlechterstereotype sind im städtischen Milieu Vietnams noch stark verbreitet und haben Auswirkungen auf die Entfaltungsmöglichkeiten vietnamesischer Mädchen. Insbesondere in Schulen
spüren sie große Benachteiligung gegenüber Jungen, was zu psychischen Problemen und körperlicher
Gewalt führen kann. Durch Aufklärungsarbeit in Bildungsinstitutionen zum Thema Gleichberechtigung der Geschlechter trägt das geförderte Projekt dazu bei, Mädchen eine sichere Schulumgebung zu ermöglichen. Das den teilnehmenden Pädagog*innen und Sozialarbeiter*innen angebotene Kommunikations- und Verhaltenstraining sowie Methoden zur Gestaltung von gleichberechtigten Lernumgebungen zielen auf die Befähigung der Teilnehmenden ab, die Methoden für die jeweiligen Bildungseinrichtungen und Vereine zu transferieren und durchzuführen.

Eingereicht vom:
Programm Migration & Diaspora, Komponente Diaspora-Kooperation, Handlungsfeld Diaspora-Organisationen