«A mon retour,
mes camarades étaient déjà partis.
Le professeur me demanda si j’avais un ami.
Il me dit que je lui plais, qu’il a envie de sortir avec moi…»
Benin hat alle internationalen Resolutionen und Verträge zur Gleichstellung von Frauen und Männern unterzeichnet und unterschiedliche einschlägige nationale Gesetze und Strategien verabschiedet. Im täglichen Leben orientieren sich Frauen und Männer, Mädchen und Jungen jedoch immer noch stark an patriarchalisch ausgerichteten Lebensmodellen. Benachteiligungen von Mädchen und Frauen sind in allen Bereichen, u.a. in der Bildung, in der Erwerbsarbeit und in der Teilhabe am politischen Leben zu beobachten, werden jedoch als normal hingenommen.
Die gesellschaftliche Öffentlichkeit wird häufig noch als ausschließlich männlich wahrgenommen, während die Bewältigung der Aufgaben innerhalb des Hauses der weiblichen Domäne zugeschrieben wird. Redewendungen wie beispielsweise „Souno glégbé nou; sounou houé to” drücken aus, das der Mann als Besitzer des Hauses verantwortlich ist für das Leben außerhalb des eigenen Hauses. Die Redewendung „Gnonnou houési” steht für die Vorstellung, dass die Frau ins Haus gehört. Traditionelle Praktiken wie die Früh- und Zwangsehe, die Polygamie oder die Schwagerehe (Levirat), die in der Gesellschaft noch stark verankert sind, ermöglichen das Weiterbestehen von traditionellen Geschlechterrollen und -klischees. Frauen werden oft auf das Gebären von Kindern und deren Erziehung reduziert. Die Entscheidungsmacht über alle wichtigen Ausgaben und den Umgang mit Ressourcen obliegt dagegen dem männlichen Familienvorstand.
Diesen Zuweisungen entsprechend gilt Schulbildung für Mädchen häufig immer noch als weniger wichtig als für Jungen. Immer noch erreichen Mädchen nicht einmal den Grundschulabschluss, da sie beispielsweise für häusliche Aufgaben und zur Mitarbeit im Verkauf von Lebensmitteln herangezogen werden. Auch wenn zunehmend ein höherer Bildungsgrad von Mädchen als gute Investition betrachtet wird, da diese die Heiratschancen der Mädchen erhöhen kann, ist die Lebenssituation besonders in ländlichen Gebieten für Mädchen weiterhin stark benachteiligend. Viele Frauen können kaum lesen, rechnen und schreiben und sind somit einem wesentlichen höheren Armutsrisiko als Männer ausgesetzt.
Häusliche Gewalt, körperliche Züchtigungen als pädagogisches Mittel in Schulen, Missbrauch von Kindern ist in Benin verboten und wird u.a. mit Gefängnisstrafen geahndet. Dennoch gehören verbale Demütigungen, die Anwendung von Prügelstrafen und sexueller Missbrauch zum Alltag in beninischen Familien, Schulen und Universitäten. Bereits sehr junge Kinder erfahren Gewalt in der Familie, die sie häufig in ihrer weiteren Entwicklung begleitet. Diese Praktiken werden zwar in der Öffentlichkeit über Kampagnen in Frage gestellt, werden jedoch im Erziehungsalltag immer noch allseits akzeptiert.
Pro-Educ, das Vorhaben zur Unterstützung des Capacity Development im Bildungssektor in Benin, richtet seine Beratung an mehr als die Hälfte aller in Benin existierenden Schulämter. Es unterstützt Schulamtsleitungen und pädagogische Berater dabei, ihre Leistungsfähigkeit den Grundschulen gegenüber zu verbessern. Einer der Indikatoren auf Modulzielebene erfasst konkrete Maßnahmen, die von in den Kommunen bestehenden Bildungsforen (Netzwerke zur Verbesserung der Bildungsbedingungen für Vor- und Grundschulkinder) geplant und umgesetzt werden, um den erfolgreichen Abschluss der Grundschule von Mädchen positiv zu beeinflussen. Entsprechend sind diese Aktivitäten im Wirkungsmonitoring erfasst. Mittlerweile ist ein beninischer Kollege Ansprechpartner für genderrelevante Fragestellungen.
Das noch sehr wenig ausgeprägte Bewusstsein für die tradierten Zuschreibungen an Geschlechterrollen wird auch im Team des Projektes immer wieder bearbeitet. So wurde beispielsweise zum Auftakt der Zusammenarbeit gemeinsam gekocht. Ziel war, das jede Kollegin, jeder Kollege, sich eine Aufgabe in der Essensvorbereitung sucht, die er im Alltag nicht ausführt. Ein Chauffeur beteiligte sich über ein Interview und Porträtaufnahme an der von der GIZ Benin durchgeführten Poster-Aktion zum internationalen Männertag. Zur besseren Erfassung des o.g. Indikators wurde mehrfach zu dem je eigenen Rollenverständnis gearbeitet, u.a. mit einem selbst erdachten Sketch. Erhebungen, wie viele Frauen in Schulämtern und besonders in leitenden Funktionen beschäftigt sind, werden regelmäßig durchgeführt. Das Partnerministerium wird ermuntert, mehr auf die Einbeziehung von Frauen zu achten. In der Illustration eines methodischen Leitfadens für die Durchführung pädagogischer Konferenzen ist die Leitung eine Frau. Diese kleinen Irritationen in der Wahrnehmung der Geschlechterrollen geben Anlass zu Gesprächen mit dem Partnersystem.
Mit dem Ziel, besonders für sexuelle Belästigungen und sexualisierte Gewalt in den Schulen zu sensibilisieren, führte die NGO West Africa Network for Peacebuilding/Benin (WANEP) mit Unterstützung der GIZ Gender Ansprechpartnerin Benin im November 2014 einen Workshop durch. SchülerInnen und LehrerInnen einer Kunstschule beteiligten sich daran, zum Thema „Sexuelle Belästigung in der Schule und am Arbeitsplatz” künstlerisch zu arbeiten. Im Rahmen dieses Workshops entstanden zwanzig Kunstwerke, die unterschiedliche Formen sexueller Belästigung und sexualisierter Gewalt im häuslichen Bereich, in Schulen und am Arbeitsplatz thematisieren. Sechzehn dieser Werke wurden im November 2014 im Rahmen des internationalen Tags zur Bekämpfung von Gewalt gegen Mädchen und Frauen in der Residenz des deutschen Botschafters und in Anwesenheit der Familienministerin von Benin präsentiert. Eine Jury prämierte die drei besten Bilder. Die Preisverleihung fand im Anschluss in der Kunstschule statt und wurde von Pro-Educ unterstützt.
Die Initiative wurde so positiv aufgenommen, dass das Regionalbüro von WANEP mit Sitz in Accra beschloss, eine Broschüre für alle Mitgliedsländer der ECOWAS herauszugeben, die die im Rahmen der sechzehn Tage andauernden Kampagne entstandenen Bilder erläutert. Die Initiative gegen sexuelle Belästigung von Mädchen im Schulumfeld wurde außerdem von WANEP-Bénin weiter geführt. Unter Beratung und finanzieller Unterstützung der GIZ startete die NGO im Oktober 2015 einen Aufruf an Schulen und Hochschulen, eigene Erfahrungen sexueller Gewalt zu beschreiben und an WANEP zu senden. Die autobiographischen Erzählungen wurden in einem Buch mit Illustrationen publiziert. Diese Werke wurden im Rahmen der Abschlussveranstaltung im Dezember 2015 zum Internationalen Tag der Menschenrechte einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Diese Veranstaltung markierte außerdem den Abschluss der diesjährigen Kampagne gegen sexualisierte Gewalt gegen Mädchen und Frauen. Die Veröffentlichungen werden zurzeit in der Öffentlichkeit verteilt.
Pro-Educ ließ im Frühjahr 2015 insgesamt 18.000 Exemplare des Posters zum Thema sexueller Übergriffe in Schule als Faltblatt nachdrucken und legte je ein Exemplar der vom Vorhaben unterstützten Ausgabe des „Carnet d’école efficace” bei, die in 56 Schulamtsbezirken in den Grundschulen verteilt wurden. In Begleitung zu dem Faltblatt wurde ein fiktiver Brief aus Schülerperspektive veröffentlicht, der sich an Lehrkräfte wandte und den Zusammenhang zwischen Lernfreude und Verhaltensweisen von Lehrkräften thematisierte. Lehrkräfte werden in dem Brief aufgefordert, auf Demütigung und Gewaltanwendung zu verzichten. In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift wird die Geschichte eines Mädchens erzählt, dass von seinem Lehrer sexuell belästigt wurde, die mit einer Zeichnung unterlegt ist. Diese Geschichte entstand ebenfalls in enger Zusammenarbeit mit WANEP. Neben der Geschichte finden sich außerdem Adressen einschlägiger Organisationen, an die sich Mädchen und Jungen, die Opfer von sexualisierter Gewalt wurden, wenden können. Diese Zeitschrift wendet sich an SchülerInnen, Lehrkräfte, SchuldirektorInnen, MitarbeiterInnen der Bildungsverwaltung. Sie wird auch in den pädagogischen Hochschulen sowie Bürgermeisterämtern verteilt.
Die Initiative hat über das Thema Gewalt an Mädchen und Frauen auf mehreren Ebenen Betroffene und Verantwortliche sensibilisiert. Sie leistet einen Beitrag dazu, dass Opfer sexueller Gewalt eine Stimme finden und ermutigt werden, sich aktiv Hilfe und Unterstützung zu suchen. Langfristig wird die Initiative, die fortgesetzt werden wird, einen Beitrag zur Minderung der Schulabbrüche von Mädchen leisten.
Die Idee zur Kampagne mit den zwanzig Kunstwerken entstand bei der Erarbeitung von Vorschlägen zur „Policy gegen sexuelle Belästigung” der GIZ beim Gender-Netzwerktreffen 2013. Sie wurde von Birgit Mayerhofer, damals Gender Beraterin bei der Partnerorganisation WANEP- Bénin und Ansprechpartnerin bei der GIZ für genderrelevante Themen aufgegriffen und umgesetzt. Für die Fortsetzung der Kampagne ist jetzt in gleicher Funktion Luisa Talamini verantwortlich. Im Vorhaben Pro-Educ setzte sich die damalige Gender-Ansprechpartnerin, Eva Bugrin, für die Aktivitäten in Kooperation mit WANEP ein. Heute ist Paul Lanklonoun als Gender Focal Point für das Thema verantwortlich. Unterstützt wird das Vorhaben außerdem von Carola Schmidt, die alle in Benin vorhandenen Veröffentlichungen einschlägiger NGO gesichtet und zusammengestellt hat.
Faltblatt und Broschüre sind von den unterschiedlichen Vorhaben der GIZ sehr wertgeschätzt und werden weiterhin zur Sensibilisierung verwendet. So wurde beispielsweise im Jahr 2015 das Faltblatt über sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erneut gedruckt und findet seitdem im Rahmen der GIZ Einführungsveranstaltungen für neue MitarbeiterInnen als Ausdruck der GIZ- Policy zur Null Toleranz gegenüber sexueller Belästigung am Arbeitsplatz Verwendung. Das Faltblatt wurde und wird auch allen Gender Focal Points für die Sensibilisierung innerhalb der jeweiligen Programme zur Verfügung gestellt und wird zu diesem Ziel genutzt.
Die Initiative lieferte viele Anlässe, auch nationale und internationale Geber einzubeziehen. So wurde beispielsweise anlässlich der Veranstaltung in der Residenz des Botschafters auch eine Messe veranstaltet, auf der insgesamt 14 NGO ihre Arbeitsweise zum Thema sexuellen Missbrauchs und sexualisierter Gewalt darstellten (u.a. Plan Bénin, Care Internationale Bénin/Togo, WILDAF Bénin, Europäische Union, OXFAM).
Schließlich sei als Erfolgsfaktor noch die engagierte Zusammenarbeit zwischen den Teams von der in Benin hoch anerkannten ONG WANEP, von Pro-Educ sowie der Ansprechpartnerin Gender, die vom Landesbüro aktiv unterstützt und allen Vorhaben eine hilfreiche Kooperationspartnerin ist, genannt.
Besonderer Dank gilt den Schülerinnen und Schülern der Kunstschule, die sich mutig der Aufgabe gestellt haben, sexuelle Belästigung und sexualisierte Gewalt auf die Leinwand zu bringen. Mit ihren Werken wurde die gesamte Kampagne erst möglich.
Es bleibt weiterhin eine große Herausforderung, zum Wandel sozialer Geschlechterrollen in der beninischen Gesellschaft zu arbeiten und Mädchen und Jungen, Frauen und Männer zu ermutigen, alternative Rollen zu erproben.
Gender Ansprechpartnerin der GIZ
in Zusammenarbeit
mit WANEP und Pro-Educ
Luisa Talamini, Birgit Mayerhofer,Paul Lanklonoun,
Corinna Breitag-Heinz
Dezember 2015